Ist eine Kunst, wie alles. Ich kann es besonders schön
Ich kann es so, dass es die Hölle ist, es zu sehn. Ich kann es so, dass man wirklich fühlt, es ist echt. Sie können, glaube ich, sagen, ich bin berufen zu diesem Ziele. Sylvia Plath Her
dead
Body
wears the smile of accomplishment,
The
illusion of a Greek necessity
Flows
in the scrolls of her toga,
Her
bare
Feet
seem to be saying:
We
have come so far, it is over.
Each
dead child coiled, a white serpent,
One
at each little
Pitcher
of milk, now empty.
She
has folded
Them
back into her body as petals
Of
a rose close when the garden
Stiffens
and odours bleed
From
the sweet, deep throats of the night flowers.
The
moon has nothing to be sad about,
Staring
from her hood of bone.
She
is used to this sort of thing.
Her
blacks crackle and drag.
Die Frau ist vollendet. Ihr toter
Körper tragt das Lacheln des Erreichten. Der Anschein einer griechischen Notwendigkeit
Fliesst in den Schnörkeln ihrer Toga Ihre blossen
Füsse scheinen zu sagen: Wir kamen bis Hierher, es ist vorbei.
Jedes tote Kind eingerollt, eine weisse Schlange, Eines um jeden kleinen
Milchkrug, nun leer. Sie hat sie gefaltet
Zurück in ihren Körper, wie Blätter einer Rose sich schliessen wenn der Garten
Erstarrt und Düfte bluten Aus den süssen tiefen Schlünden der Nachtblume.
Der Mond starrt aus seiner Knochenkapuze. Er hat keinen Grund zur Trauer.
Er ist dergleichen gewohnt. Seine schwarzen Hüllen knistern und schlurfen. Sylvia Plath Nach grossem Schmerz kommt eine leere Stimmung auf - Die Nerven ruhen feierlich wie Mausoleen- Das starre Herz fragt, war das Er, das lästige Mensch, Und war es gestern oder Jahrhunderte vorher?
Die Füsse gehn mechanisch im Kreis - Füsse aus Erde oder Luft oder aus Nichts- Auf einem stumpfen Pfad, Gewachsen unbeachtet- Zufriedenheit, kristallisch, wie ein Stein -
Das ist die Stunde der Erneuerung - Unvergesslich, wenn überlebt Wie fröstelnde Menschen sich des Schrecks erinnern- Erst Kälte - dann Erstarrung - dann das Loslassen. Emily Dickinson Der Tod der
Weisen
Auf
dem Grab von Hafes gab es eine Rose,
Die
täglich von neuem blühte mit blutender Farbe.
Nachts
weinte die Nachtigall, bis es Morgen wurde,
Mit
ihrer Melodie, die an das alte Schiras erinnert.
Der
Tod ist das sorgenfreie Frühlingsland für jeden [Weisen.
Jahrelang
schwebt seine Seele überall als Weihrauch.
Und
auf seinem Grab unter kühlen Zypressen
Blüht
jeden Morgen eine Rose, singt jede Nacht eine Nachtigall.
Yahya
Kemal Beyatli Übertragung: Yüksel Pazarkya
Ballade
in der Stunde der Entmutigung
I
Meine
Jahre sind um und um.
Habe
nichts gelernt, bin dumm.
Muß
jetzt sterben, habe keine Religion
Bruder,
gib mir Schnaps oder hilf mir davon?
2
Wasch
dir dein Gesicht, wenn dir die Hand befleckt!
Mußt
halt bitten, daß Moder und Kalk es verdeckt!
Es
wird alles verbraucht und abgenutzt allhie
Aber
meine blatternhäutige Seele, wie versteck ich sie?
3
So
mich einer sieht in meinem Leichenhemd
Den
bitte ich heut, daß er mir die Haare in die Augen kämmt
Er
kann sich ja bekreuzen, doch wenn er erbleicht vor mir
So
kann er erbleichen vor einem jeden Tier.
Bertold
Brecht
Or
I shall live your epitaph to make,
Or
you survive when I in earth am rotten;
From
hence your memory death cannot take,
Although
in me each part will be forgotten.
Your
name from hence immortal life shall have,
Though
I, once gone, to all the world most die:
The
earth can yield me but a common grave,
When
you entombed in men's eyes shall lie.
Your
monument shall be my gentle verse,
Which
eyes not yet created shall o'er-read;
And
tongues to be your being shall rehearse,
When
all the breathers of this world are dead;
You
shall live - such virtue hath my pen -
Where
breath most breathes, even in the mouths of men.
William
Shakespeare
LXXXI.
SONETT
Entweder
leb' ich, dir die Grabschrift zu ersinnen,
Oder
du dauerst noch, wenn Moder mich verzehrt.
Dein
Angedenken rafft kein Tod von hinnen,
Wenn
auch von mir kein Lebender mehr hört.
Fortan
unsterblich wird dein Name leben,
Wenn
mich auf ewig Staub der Welt verbarg.
Mir
kann die Erd' ein schlechtes Grab nur geben;
Du
ruhst in Menschenaugen eingesargt.
Mein
Freundesvers wird sein dein Monument,
Daß
dich noch ungeborne Augen lesen
Und
kommender Geschlechter Mund dich nennt,
Wenn
alle Atmer dieser Welt verwesen.
So
hält dich da, wo Odem nie versiegt,
Auf
Menschenlippen atmend mein Gedicht.
Ein
ärmlich düster brennend Fackelpaar, das Sturm
Und
Regen jeden Augenblick zu löschen droht.
Ein
flatternd Bahrtuch. Ein gemeiner
Tannensarg
Mit
keinem Kranz, dem kargsten nicht, und kein Geleit!
Als
brächte eilig einen Frevel man zu Grab.
Die
Träger hasteten. Ein Unbekannter nur,
Von
eines weiten Mantels kühnem Schwung umweht,
Schritt
dieser Bahre nach. Der Menschheit Genius war's.
Conrad
Ferdinand Meyer
An
Deine Bahre treten,
Klabund,
in langer Reih,
Die
Narren und Propheten,
Die
Tiere und Poeten,
Und
ich bin auch dabei.
Es
kommen die Hamburger Mädchen
Samt
Neger und Matros,
Wo
werden sie jetzt ihre Pfundstück
Und
all die Sorgen los?
Es
kommen die englischen Fräuleins,
Wie
Morcheln, ohne Kinn,
Wo
sollen denn die Armen jetzt
Mit
ihrer Unschuld hin?
Es
kommt am Humpelstocke
Der
Leierkastenmann
Und
fängt aus tiefster Orgelbrust
Wie
ein Hund zu heulen an.
Es
kommt der Wilhelm Fränger,
Die
Laute in der Hand,
Aus
seinen Zirkusaugen rinnt
Statt
Tränen blutiger Sand.
Es
kommen alle Vögel
Und
zwitschern ohne Ruh,
Sie
decken Dich wie junge Brut
Mit
flaumigen Federn zu.
Es
kommt ein Handwerksbursche
mit
rotem Augenlid,
Der
kritzelt auf ein Telegramm-Formular
Dein
schönstes Liebeslied.
Es
kommt auf Beinen wie ein Reh
Ein
dünner grauer Mann,
Der
stellt die Himmelsleiter
Zu Deinen Füßen an.
Carl
Zuckmayer
Nachruf
Meinem lieben Freunde H. C. Bodmer
an seinem
Todestage, dem 28.Mai 1956
O
Freund, daß du so früh gegangen bist!
Kahl
dorrt um mich der Raum, der Wald einst war.
Vergessener
alter Baum, steh ich allein.
Dich
kannten wenige, und keiner ganz.
Verborgen
unter flotter Maske
Des
Reiters, Zechers, Offiziers, Mäzens
Lebte
dein Strahlendes, dein heimliches Königtum.
Und
daß du hinter straffer Herrenmiene
Hingabe
hegtest, Demut, Liebeskraft
Fürs
Große, Heilige, war Freunden nur
Des
innern Kreises kund, ein Wissen,
Das
wir als kostbares Geheimnis bargen.
Leb
wohl, du Stürmischer, Unbändiger!
Dein
Bild bewahr ich treu, das ritterliche.
Und
lang am kahlgeschlagenen Hang
Betracht
ich die verödete Stelle,
Ob
der sich deine Krone einst gewiegt.
Hermann Hesse
Tristesse
J'ai perdu ma force et ma vie,
et mes amis et ma gaîté;
J‘ai perdu jusqu'à la fierté
Qui faisait croire à mon génie.
Quand j'ai connu la Vérité,
J'ai cru que c'était une amie;
Quand je l'ai comprise et sentie,
J'en étais déjà dégoûté.
Et pourtant elle est éternelle,
Et ceux qui se sont passés d'elle
Ici-bas ont tout ignoré.
Dieu parle, il faut qu'on lui réponde.
Le seul bien qui me reste au monde
Est d'avoir quelquefois pleuré.
Alfred de Musset
Trauer
Mein
Leben, meine Kraft ist hin;
Mein
Glück, die Freunde, mir erkoren,
Sogar
den Stolz hab' ich verloren,
Der
Welt zu zeigen, was ich bin.
Wie
einer treuen Führerin
Hatt'
ich der Wahrheit zugeschworen;
Seitdem
sie Kinder mir geboren,
Ließ
ich auch sie, gesättigt, ziehn.
Doch
Keiner, der sie je besessen,
Die
ewig jung, wird sie vergessen,
Da
er durch sie gereift zum Mann.
Mir
selber ist von ihrem Lieben
Mein
höchstes Lebensgut geblieben:
Daß
ich zuweilen weinen kann.
Nachdichtung: E. Geibel/H. Leutpold
Auch
Alexander starb. Es starb der weise
Und
zungenschnelle Sokrates. Der Held
Achill.
Held Hektor auch. O grause Welt!
Die
Kinder sterben und die grauen Greise.
Dem
wird ein Scheiterhaufen aufgestellt,
Den
schickt das Gift auf seine letzte Reise,
Und
den das Schwert. Und keiner hats gewählt.
Verschieden
ist der Weg, die Art und Weise,
Und
gleich das Ziel. Dann schließen sich die Türen,
Die
in das unbekannte Drüben führen,
Für
immer zu. Und nie ward es vernommen,
Daß
jemals einer wär zurückgekommen,
Um
uns bestaubt und atemlos zu sagen,
Ob
jetzt Achill und Hektor sich vertragen.
Georg
Britting
Gruß
Wo
Ist der Schmerzenslaut, durchbohrt vom Nagel,
Wo
ist Prometheus, der den Felsen stützte, trug?
Und
wo der Geier, seine Krallen, die da jagen,
Sein gelbes Auge und sein finstrer Flug?
Tragödien
- nie mehr, sie sind verstummt, uns fern,
Doch
diese Lippen dringen vor auf ihrem Weg:
Zum
Lastenträger Aischylos, bis in den Kern,
Und
hin zu Sophokles, der Bäume schlägt.
Er
ist der Hall, und Gruß, Signal, nein dies: der Pflug.
Aus
Luft und Stein: Theaterrund der Zeiten
Stand
auf - denn alle wollen sie sich sehen nun:
Geborene,
die Abgrundnahen und - die ohne Tod hier
weiterschreiten.
Ossip
Mandelstam Übertragung: Ralph Dutli
Es
reden und träumen die Menschen viel
Von
bessern künftigen Tagen,
Nach
einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht
man sie rennen und jagen;
Die
Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch
der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die
Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie
umflattert den fröhlichen Knaben,
Den
Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie
wird mit dem Greis nicht begraben.
Denn
beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch
am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es
ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt
im Gehirne des Toren,
Im
Herzen kündigt es laut sich an.
Zu
was Besserm sind wir geboren!
Und
was die innere Stimme spricht,
Das
täuscht die hoffende Seele nicht.
Friedrich
v.Schiller
gilt
dir in Chang’ an.
Wenn
im Herbste die Grillen
auf
goldenem Brunnengeländer klagen,
der
erste Reif frösteln macht
nachts
auf der kalten Matte,
die
einsame Lampe trübe flackert,
das
Verlangen ins Unerträgliche wächst,
öffne
den Vorhang ich, schau auf den Mond -
ein
tiefer, vergeblicher Seufzer!
Die
schön ist wie eine Blume,
weiß
ich am anderen Ende der Wolken.
Oben
des Himmels unendliches Blau,
unten
des Wassers durchsichtige Wellen.
Ausladend
der Himmel, weitläufig die Erde,
wie
schwer wird der Seele ihr Flug!
Die
Träume selbst tragen nicht
über
die Berge und Pässe!
Die
ewige Sehnsucht
bricht
mir das Herz.
Li Bo
O,
lest the world should task you to recite
What
merit lived in me, that you should love
After
my death, dear love, forget me quite,
For
you in me can nothing worthy prove;
Unless
you would devise some virtuous lie,
To
do more for me than mine own desert,
And
hang more praise upon deceased I
Than
niggard truth would willingly impart:
O,
lest your true love may seem false in this
That
you for love speak weIl of me untrue,
My
name be buried where my body is,
And
live no more to shame nor me nor you.
For
I am shamed by that which I bring forth,
And
so should you, to love things nothing worth.
William
Shakespeare
LXXII.
Sonett
O,
daß die Welt dir nicht mit Fragen droht,
Welch
ein Verdienst du in mir lieben können,
Vergiß
mich, Lieber, ganz nach meinem Tod;
Denn
nichts Vollkommnes kannst du an mir nennen:
Es wäre denn, daß fromme Lügen du
Erfändest,
mehr als mein Verdienst ertrüge;
Mit
Kränzen schmücktest meine Totentruh,
Die
karge Wahrheit gern herunterschlüge.
O,
daß nicht falsch dein wahres Lieben nun,
Wenn
du nun Liebe lögest, wird erfunden,
Laß
bei dem Leibe meinen Namen ruhn !
Uns
beiden zum Gewinn sei er verschwunden.
Denn
meine Früchte, sie beschämen mich;
Und
so wär Tand zu lieben, Schmach für dich.
Lobgesang
nach: Befiehl du deine Wege
I
Befiehl
du deine Wege
Dem
alles Helfen frommt
Der
allertreuesten Pflege
Des,
der wohl morgen kommt
Wer
Wolken, Luft und Winden
Genug
hat zugesehen
Der
wird es leicht verwinden
Wenn
sie ihm untergehen.
2
Es
kann dir nichts geschehen
Solang
du bei dir bleibst
Im
Guten und im Wehen
Dich
niemals selbst entleibst
Und
liegst du gleich im Dunkeln
So
bleib bei dir die Nacht
Und
red von Sternenfunkeln
Zu
dir mit aller Macht.
3
Es
kann dir nichts geschehen
Solang
du nicht entfliehst
Im
Guten wie im Wehen
Den
gleichen Himmel siehst
Und
Wolken, Luft und Winden
Hast
du ja nichts getan
Es
wird sich niemand finden
Der
dich verstoßen kann.
Bertold
Brecht
Es
glänzen viele in der Welt,
Sie
wissen von allem zu sagen,
Und
wo was reizet und wo was gefällt,
Man
kann es bei ihnen erfragen;
Man
dächte, hört man sie reden laut,
Sie
hätten wirklich erobert die Braut.
Doch
gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr
Leben war verloren;
Wer
etwas Treffliches leisten will,
Hätt
gern was Großes geboren,
Der
sammle still und unerschlafft
Im
kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der
Stamm erhebt sich in die Luft
Mit
üppig prangenden Zweigen,
Die
Blätter glänzen und hauchen Duft,
Doch
können sie Früchte nicht zeugen;
Der
Kern allein im schmalen Raum
Verbirgt
den Stolz des Waldes, den Baum.
Friedrich
v. Schiller
Ich
habe meine Zeit in heißer Angst verbracht:
Dies
lebenslose Leben
Fällt,
als ein Traum entweicht,
Wenn
sich die Nacht begeben
Und
nun der Mond erbleicht;
Doch
mich hat dieser Traum nur schreckenvoll gemacht.
Was
nutzt der hohe Stand? Der Tod sieht den nicht an.
Was
nutzt mein Tun und Schreiben,
Das
die geschwinde Zeit
Wird
wie den Rauch zertreiben?
O
Mensch, o Eitelkeit,
Was
bist du als ein Strom, den niemand halten kann?
Jedoch
was klag ich dir? Dir ist mein Leid erkannt.
Was
will ich dir entdecken,
Was
du viel besser weißt:
Die
Schmerzen, die mich schrecken,
Die
Wehmut, die mich beißt,
Und
daß ich meinem Ziel mit Winseln zugerannt?
Andreas
Gryphius
Wir
pflügen und wir streuen
Den
Samen auf das Land,
Doch
Wachstum und Gedeihen
Steht
in des Himmels Hand:
Der
tut mit leisem Wehen
Sich
mild und heimlich auf
Und
träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs
und Gedeihen drauf.
Alle
gute Gabe
Kommt
her von Gott, dem Herrn,
Drum
dankt ihm, dankt
Und
hofft auf ihn.
Er
sendet Tau und Regen
Und
Sonn- und Mondenschein
Und
wickelt seinen Segen
Gar
zart und künstlich ein
Und
bringt ihn dann behende
In
unser Feld und Brot:
Es
geht durch unsre Hände,
Kommt
aber her von Gott.
Alle
gute Gabe
Kommt
her von Gott dem Herrn,
Drum
dankt ihm, dankt
Und
hofft auf ihn.
Was
nah ist und was ferne,
Von
Gott kommt alles her,
Der
Strohhalm und die Sterne,
Das
Sandkorn und das Meer.
Von
ihm sind Büsch und Blätter
Und
Korn und Obst, von ihm
Das
schöne Frühlingswetter
Und
Schnee und Ungestüm.
Alle
gute Gabe
Kommt
her von Gott dein Herrn,
Drum
dankt ihm, dankt
Und
hofft auf ihn.
Er
läßt die Sonn aufgehen,
Er
stellt des Mondes Lauf;
Er
läßt die Winde wehen
Und
tut die Wolken auf.
Er
schenkt uns so viel Freude,
Er
macht uns frisch und rot;
Er
gibt dem Viehe Weide
Und
seinen Menschen Brot.
Alle
gute Gabe
Kommt
her von Gott dem Herrn,
Drum
dankt ihm, dankt
Und
hofft auf ihn.
Matthias Claudius
Anche gli alberi
un tempo erano croci
Anche gli alberi un tempo erano croci
Appesi ai rami d‘ombra
agonizzavano
i miei fratelli, il sole dentro gli occhi.
Perduta era dell'anima l'effigie
umana, sconosciuta ogni parola
d'amore era tra i simili, scomparso
tutto dell'uomo il seme e la misura.
Tutto
passò in dilirio: la memoria,
torbido lago ove affluisce il cuore,
sarà specchio d'immagini e di nomi.
Torno
a scoprire i morti ad uno ad uno,
incustodite
ceneri, a ridire
il
nome dei compagni come in una
segreta
antologia.
EIio
Filippo Accrocca
Auch die Bäume
waren einmal Kreuze
Auch
die Bäume waren einmal Kreuze. An den Schattenzweigen
hängend,
waren meine Brüder am Sterben, die Sonne in den Augen.
Verloren
war der Seele menschliches Ebenbild, unbekannt war
jedes
Liebeswort zwischen den Nächsten, verschwunden ganz des
Menschen
Same und Maß.
Alles
ging vorüber im Wahn: das Gedächtnis, ein trüber See, wo
das
Herz hinströmt, wird Spiegel von Bildern und Namen sein.
Ich
kehre zurück und entdecke die Toten einen um den andern,
unbewachte
Asche, und sage die Namen der Genossen auf wie eine
geheime Anthologie.
Übertragung: Franco de Faveri/Regine Wganknecht
L'épitaphe
J'ai vécu dans ces temps et depuis mille années
Je suis mort. Je vivais, non déchu mais traqué.
Toute noblesse humaine étant emprisonnée
J'étais libre parmi les esclaves masqués.
J'ai vécu dans ces temps et pourtant j'étais libre.
Je regardais le fleuve et la terre et le ciel
Tourner autour de moi, garder leur équilibre
Et les saisons fournir leurs oiseaux et leur miel.
Vous qui vivez qu'avez-vous fait de ces fortunes?
Regrettez-vous les temps où je me débattais?
Avez-vous cultivé pour des moissons communes?
Avez-vous enrichi la ville où j'habitais?
Vivants, ne craignez rien de moi, car je suis mort.
Rien ne survit de mon esprit ni de mon corps.
Robert Desnos
Epitaph
Ich
bin der Tote, der durch jene Zeiten schritt.
Vor
tausend Jahren. Aufrecht und gejagt.
Das
Menschliche, von Mauern war‘s umragt.
Vermummte
Sklaven rings - ich lebte mit.
In
jenen Zeiten lebt ich - lebt ich frei.
Mein
Auge sah die Erde, es sah zum Himmel auf,
ich
sah, wie alles kreiste, ich sah den Wasserlauf.
Die
Blüte gab den Honig, der Vogel zog vorbei.
Mit
alledem, ihr Menschen, was fingt ihr damit an?
Die
Zeit, in der ich's schwer hatt', tragt ihr sie noch im Sinn?
Sät
ihr die Saat gemeinsam und erntet jedermann?
Ist
sie durch euch jetzt schöner, die Stadt, aus der ich bin?
Ihr
Lebenden, ich leb nicht, ihr braucht nicht bang zu sein.
Mein
Leib, er lebt nicht weiter, mein Geist nicht, nichts, was mein.
Robert
Desnos - Übertragung: Paul Celan
Ein
Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf
Erden hier.
Wie
Schatten auf den Wolken schweben
Und
schwinden wir.
Und
messen unsre trägen Tritte
Nach
Raum und Zeit;
Und
sind (und wissen's nicht) in Mitte
Der
Ewigkeit...
Johann
Gottfried Herder
Gib mir
Den Blick Auf das Bild Unser Zeit
Gib mir Worte Es nachzubliden
Worte Stark Wie der Atem Der Erde Rose Ausländer
Du spürst nicht Dass der Schnee der Jahre In dein Haar fällt Und merkst nicht Wie die Sonne Deinen Weg verbrennt
Im Licht Schwimmst du hinaus ins Meer
Verstehst dich mit Delphinen Und merkst nicht Dass das Wasser finster wird
Kommst zurück zur Erde Die du liebst Und merkst nicht dass sie Weggewandert ist Und du an ihrem Rand stehst
Du steigst hinauf Zum schneebestirnten Gipfel Bewunderst das Panorama Unten das grüne Tal Und merkst nicht Dass ein Grab geschaufelt wird Rose Ausländer
Ein Mensch wandert Von Land zu Land Van Stadt zu Stadt
Er sucht einen Ort Ohne Streit ohne Hass
Ruhelos Wandert er Durch die Welt Und sucht Ein Märchen Rose Ausländer Ik zou willen dat mijn boek was, zoals de hemel bij nacht, alle waarheid presenterend, zonder geschiedenis.
Dat, net als deze, het zich helemaal zou geven op elk moment, met al zijn sterren, zonder dat kindheid, jeugd en ouderdom konden verminderen of vermeerderen de betovering van zijn onmetelijke schoonheid.
Beving, glans, muziek, tegenwoordig en alomvattend! Beving, glans, muziek op het voorhoofd - hemel van het hart - van het pure boek!
Juan Ramón Jiménez
A word is elegy to what it signifies. --Robert Haas,
1979
The
first snowfall caps my world
stillness
seeps
through the earth and holds fast.
under
pools of artificial sunlight
curtains
of snow turn incandescent crystal
wind
chimes with dandelion wings.
Why
is't these clouds emit such an eerie glow
as
to hurry true night back to surreal day?
of
this I am sure I do not wish to know.
Even
waves seek permanence in mid-reach
how
could I not be certain
Atlantis
rises behind these fog-veiled lights?
My
breath interrupts stillness pausing
but
snow replenishes my footprints
as
the lonely reconcile.
Karyn Lu NACH ERSTER KORINTHER DREIZEHN I
Wenn ich
das Schweigen brechen könnte und mit Menschen- und Engelzungen reden und hätte der Liebe nicht so würde ich leeres Stroh dreschen und viel Lärm machen um nichts II
Und wenn ich wüsste
was auf uns zukommt
und könnte alle Situationen im Simulator durchspielen und den Winkel errechnen unter dem ich umkehren könnte
und liesse mich nicht einfangen vom Schwerefeld der Liebe so schösse ich
ubers Ziel hinaus
und alle Reserven nützten mir nichts III
Und wenn ich
bei dem Versuch zu überleben mein Damaskus hätte und fande mich selbst über alle Zweifel erhaben auf dem Pulverfass sitzend wie in Abrahams Schoss und hätte die Liebe nicht als eiserne Ration hinübergerettet so fiele ich auf meinen bergeversetzenden Glauben herein IV Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe dass meine linke Hand nicht wüsste was die rechte tut und ich ginge nicht zur Tagesordnung uber sondern wäre der Spielverderber und die lebende Fackel
und erklärte mich nicht solidarisch mit der Liebe so hätte ich
im Ernstfall
Steine statt Brot und Essigschwämme für den Durst des Menschen V Die Liebe ist lächerlich Sie reitet auf einem Esel über ausgebreitete Kleider Man soll sie hochleben lassen mit Dornen krönen und kurzen Prozess mit ihr machen Sie sucht um Asyl nach in den Mündungen unsrer Gewehre Eine Klagesache von Weltruf Immer noch schwebt das Verfahren VI Sie stellt sich nicht ungebärdig sondern quer zur Routine der Machthaber
Die Behauptung sie liesse sich nicht erbittern hat sie im Selbstversuch
eindrücklich bestätigt Sie ballt nicht die Faust Sie steigt nicht herab Sie hilft sich nicht selbst
Sie dient als Kugelfang VII Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit Sie ergreift Partei für die Ausgebeuteten Daher ist es lebensgefährlich sich mit ihr einzulassen Sie könnte namlich Bewusstsein bilden und den Lauf der Dinge durchkreuzen Also üben wir ihre Vermeidung Tuchfühlung nur
mit ihrem ungenähten Rock
dem durch und durch gewirkten um den wir würfeln bis zum dreimal krähenden Morgen VIII Was ich auch zuwege bringe Sie ist nicht produzierbar die Liebe In keiner Retorte zu züchten und schon gar nicht auszumendeln und aus der Welt zu schaffen Sie ist ein Skandal Geboren Bezeugt In Beweisnot geraten Verurteilt Gestorben Begraben In Strahlung zerfallen IX Die Liebe hört nicht auf mich zu verunsichern Sie findet Fugen zum Eingreifen wo ich keine vermute Sie überredet mich in der Muttersprache des Menschen Sie Öffnet mir die Augen und tritt als Sehnerv ein An dieser Stelle ist der blinde Fleck Und ich sollte nicht mit der Wimper zucken? X Wir sehen jetzt den Text nicht fettgedruckt sondern unleserlich im Kontext beweglicher Leuchtschrift der an- und ausgeht
Wir sind in unsrem Element im Zustand der fressenden Larve und können nur hoffen bis in die Verpuppung zu kommen in den durchsichtigen Kokon in dem wir zu erkennen sind XI Nun aber bleibt Glaube Liebe Hoffnung Diese drei Aber die Liebe ist das schwächste Glied in der Kette Die Stelle an welcher der Teufelskreis bricht In
the shadow of the Cross,
above
the whispers of the sea,
we
rebelled against our spoken vows.
Carefree,
but the feed our passions like fallen angels.
Bitter-sweet
taste of flesh anew.
The
fountain of youth was naught but spoilt wine
which
left a bitterness in our stomachs.
In
a closet we whisper secrets, to a screened silhouette.
Listen
intently to the recipe for absolution.
Sunlight
filtered through stained glass stories,
colors
our lugubriousness, warms our repentance.
As
we, on bent knees, whisper litanies,
slip
beads through fingers, add water.
At
chapel doors we leave our peace
to
whisper deceptions to one another
As
we betrayed the ones before each other.
Juan Pablo Jimenez Death
is not an inclination.
Death
is an expectation;
We've
all been extended an invitation...
And
I accept.
Juan Jimenez Morning
came to wake me
But
could not entice me to rise.
In
a slumber of defeat lay thee,
Who
was once creative and wise:
Ambition
with success,
I
could not combine;
like
sands egress,
It
all slipped through these fickle fingers of mine.
Juan Jimenez Of
dear grace,
I
dare not cerebrate to look her in the face.
For
shame has overcome my on...
And
masked it with disgrace.
O
disgrace!
'Tis
that shameful face:
That
which idleness did trace.
And
time,
She,
too, has past me by!
Juan Jimenez Een ziel heb je nu en dan.
Niemand heeft haar ononderbroken
en voor altijd.
Dagen en dagen,
jaren en jaren
kunnen zonder haar voorbijgaan.
Soms verwijlt ze alleen in het vuur
en de vrees van de kinderjaren
wat langer bij ons.
Soms alleen in de verbazing
dat we oud zijn.
Zelden staat ze ons bij
tijdens slopende bezigheden
als meubels verplaatsen
en koffers tillen
of wegen afleggen in knellende schoenen.
Bij het invullen van formulieren
en het hakken van vlees
heeft ze doorgaans vrij.
Aan één op de duizend gesprekken
neemt ze deel,
maar zelfs dan doet ze niet echt mee,
want ze zwijgt liever.
Wanneer ons lichaam begint te lijden en lijden,
verlaat ze stilletjes haar post.
Ze is kieskeurig:
ziet ons liever niet in de massa,
onze strijd om hoe dan ook te winnen,
onze radde woordenvloed wekken haar afkeer.
Vreugde en verdriet
zijn voor haar geen verschillende gevoelens.
Alleen als deze zich verbinden,
is ze bij ons.
We kunnen op haar rekenen,
wanneer we nergens zeker van zijn,
maar alles willen weten.
Wat materiële zaken betreft,
houdt ze van klokken met een slinger
en van spiegels, die vlijtig hun werk doen,
zelfs als niemand kijkt.
Ze vertelt niet waar ze vandaan komt -
en wanneer ze weer van ons verdwijnt,
maar lijkt zulke vragen beslist te verwachten.
Het ziet ernaar uit,
dat net zoals wij haar
ook zij ons
ergens voor nodig heeft. W. Szymborska
Niets
cadeau gekregen, alles te leen.
Ik zit tot over mijn oren in de schulden.
Ik zal met mezelf
voor mezelf moeten betalen,
mijn leven voor mijn leven geven.
Het is nu eenmaal zo ingericht
dat het hart terug moet
en de lever terug moet
en elke vinger afzonderlijk.
Te laat om het contract te verbreken.
De schulden zullen worden geïnd,
het vel over de oren gehaald.
Op de wereld loop ik rond
in een menigte van andere schuldenaren.
Sommigen zijn verplicht
hun vleugels af te betalen.
Anderen moeten of ze willen of niet
hun blaadjes afrekenen.
Aan de debetzijde
staat elk weefsel in ons.
Geen trilhaartje, geen steeltje
mogen we voorgoed behouden.
De lijst is uitputtend
en het ziet ernaar uit
dat we met lege handen zullen achterblijven.
Ik kan me niet herinneren
waar, wanneer en waarom
ik zo'n rekening
heb laten openen.
Het protest ertegen
noemen we de ziel.
En dat is het enige
wat niet op de lijst staat.
Wat moet je doen?
Je moet een aanvraag indienen
en bij die aanvraag een c.v. insluiten.
Ongeacht de lengte van het leven
moet het c.v. kort zijn.
Bondigheid en selectie zijn verplicht.
Vervang landschappen door adressen
en wankele herinneringen door muurvaste data.
Van alle liefdes volstaat de echtelijke,
en van de kinderen alleen die welke geboren zij
Wie jou kent is belangrijker dan wie jij kent.
Reizen alleen indien buitenslands.
Lidmaatschappen waarvan, maar niet waarom.
Onderscheidingen zonder waarvoor.
Schrijf zo alsof je nooit met jezelf hebt gepraat
en ver uit je eigen buurt bent gebleven.
Ga zwijgend voorbij aan honden, katten en vogels,
rommeltjes van vroeger, vrienden en dromen.
Liever de prijs dan de waarde,
de titel dan de inhoud.
Eerder de schoenmaat dan waarheen hij loopt,
hij voor wie jij doorgaat.
Daarbij een foto met één oor vrij.
Zijn vorm telt, niet wat het hoort.
Wat hoort het dan?
Het dreunen van de papiervernietigers.
W. Szymborska
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voor meer en ander werk zie http://landscape.mystiek.netcanandanann - 20-02-2006 18:03:53 |