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Sterben

The woman is perfected

Nach grossem Schmerz

Der Tod der Weisen

Ballade in der Stunde der Entmutigung

SONNET LXXXI

Schillers Bestattung

Totenlied für Klabund

Nachruf

Tristesse

Hektor und Achill (I)

Gruß

Hoffnung

Die ewige Sehnsucht

SONNET  LXXII

Lobgesang nach: Befiehl du deine Wege

Breite und Tiefe

Am Ende  

Wir pflügen und wir streuen

Anche gli alberi un tempo erano croci

L'épitaphe

Ein Traum ist unser Leben

 

Gib mir 

Du merkst nicht

Ein Märchen

IK ZOU WILLEN

Metamorphoses

Gedicht von Eva Zeller  NACH ERSTER KORINTHER DREIZEHN

Whispers 

R.S.V.P. 

Morning's Monotony 

Idle While

Enige woorden over de ziel

Niets cadeau gekregen


Sterben

Ist eine Kunst, wie alles.

Ich kann es besonders schön

 

Ich kann es so, dass es die Hölle ist, es zu sehn.

Ich kann es so, dass man wirklich fühlt, es ist echt.

Sie können, glaube ich, sagen, ich bin berufen zu diesem Ziele. 

Sylvia Plath


The woman is perfected.

Her dead

 

Body wears the smile of accomplishment,

The illusion of a Greek necessity

 

Flows in the scrolls of her toga,

Her bare

 

Feet seem to be saying:

We have come so far, it is over.

 

Each dead child coiled, a white serpent,

One at each little

 

Pitcher of milk, now empty.

She has folded

 

Them back into her body as petals

Of a rose close when the garden

 

Stiffens and odours bleed

From the sweet, deep throats of the night flowers.

 

The moon has nothing to be sad about,

Staring from her hood of bone.

 

She is used to this sort of thing.

Her blacks crackle and drag.

 

Die Frau ist vollendet.

Ihr toter

 

Körper tragt das Lacheln des Erreichten.

Der Anschein einer griechischen Notwendigkeit

 

Fliesst in den Schnörkeln ihrer Toga

Ihre blossen

 

Füsse scheinen zu sagen: Wir kamen bis

Hierher, es ist vorbei.

 

Jedes tote Kind eingerollt, eine weisse Schlange,

Eines um jeden kleinen

 

Milchkrug, nun leer.

Sie hat sie gefaltet

 

Zurück in ihren Körper, wie Blätter einer

Rose sich schliessen wenn der Garten

 

Erstarrt und Düfte bluten

Aus den süssen tiefen Schlünden der Nachtblume.

 

Der Mond starrt aus seiner Knochenkapuze.

Er hat keinen Grund zur Trauer.

 

Er ist dergleichen gewohnt.

Seine schwarzen Hüllen knistern und schlurfen. 

Sylvia Plath


Nach grossem Schmerz kommt eine leere Stimmung auf -

Die Nerven ruhen feierlich wie Mausoleen-

Das starre Herz fragt, war das Er, das lästige Mensch,

Und war es gestern oder Jahrhunderte vorher?

 

Die Füsse gehn mechanisch im Kreis -

Füsse aus Erde oder Luft oder aus Nichts-

Auf einem stumpfen Pfad,

Gewachsen unbeachtet-

Zufriedenheit, kristallisch, wie ein Stein -

 

Das ist die Stunde der Erneuerung -

Unvergesslich, wenn überlebt

Wie fröstelnde Menschen sich des Schrecks erinnern-

Erst Kälte - dann Erstarrung - dann das Loslassen. 

Emily Dickinson


Der Tod der Weisen

 

Auf dem Grab von Hafes gab es eine Rose,

Die täglich von neuem blühte mit blutender Farbe.

Nachts weinte die Nachtigall, bis es Morgen wurde,

Mit ihrer Melodie, die an das alte Schiras erinnert.

 

Der Tod ist das sorgenfreie Frühlingsland für jeden [Weisen.

Jahrelang schwebt seine Seele überall als Weihrauch.

Und auf seinem Grab unter kühlen Zypressen

Blüht jeden Morgen eine Rose, singt jede Nacht eine Nachtigall.

 

Yahya Kemal Beyatli Übertragung: Yüksel Pazarkya


Ballade in der Stunde der Entmutigung

(1920)

 

I

Meine Jahre sind um und um.

Habe nichts gelernt, bin dumm.

Muß jetzt sterben, habe keine Religion

Bruder, gib mir Schnaps oder hilf mir davon?

 

2

Wasch dir dein Gesicht, wenn dir die Hand befleckt!

Mußt halt bitten, daß Moder und Kalk es verdeckt!

Es wird alles verbraucht und abgenutzt allhie

Aber meine blatternhäutige Seele, wie versteck ich sie?

 

3

So mich einer sieht in meinem Leichenhemd

Den bitte ich heut, daß er mir die Haare in die Augen kämmt

Er kann sich ja bekreuzen, doch wenn er erbleicht vor mir

So kann er erbleichen vor einem jeden Tier.

 

Bertold Brecht


SONNET LXXXI

 

Or I shall live your epitaph to make,

Or you survive when I in earth am rotten;

From hence your memory death cannot take,

Although in me each part will be forgotten.

Your name from hence immortal life shall have,

Though I, once gone, to all the world most die:

The earth can yield me but a common grave,

When you entombed in men's eyes shall lie.

Your monument shall be my gentle verse,

Which eyes not yet created shall o'er-read;

And tongues to be your being shall rehearse,

When all the breathers of this world are dead;

You shall live - such virtue hath my pen -

Where breath most breathes, even in the mouths of men.

 

William Shakespeare

LXXXI. SONETT

 

Entweder leb' ich, dir die Grabschrift zu ersinnen,

Oder du dauerst noch, wenn Moder mich verzehrt.

Dein Angedenken rafft kein Tod von hinnen,

Wenn auch von mir kein Lebender mehr hört.

Fortan unsterblich wird dein Name leben,

Wenn mich auf ewig Staub der Welt verbarg.

Mir kann die Erd' ein schlechtes Grab nur geben;

Du ruhst in Menschenaugen eingesargt.

Mein Freundesvers wird sein dein Monument,

Daß dich noch ungeborne Augen lesen

Und kommender Geschlechter Mund dich nennt,

Wenn alle Atmer dieser Welt verwesen.

So hält dich da, wo Odem nie versiegt,

Auf Menschenlippen atmend mein Gedicht.


Schillers Bestattung

 

Ein ärmlich düster brennend Fackelpaar, das Sturm

Und Regen jeden Augenblick zu löschen droht.

Ein flatternd Bahrtuch. Ein gemeiner Tannensarg

Mit keinem Kranz, dem kargsten nicht, und kein Geleit!

Als brächte eilig einen Frevel man zu Grab.

Die Träger hasteten. Ein Unbekannter nur,

Von eines weiten Mantels kühnem Schwung umweht,

Schritt dieser Bahre nach. Der Menschheit Genius war's.

 

Conrad Ferdinand Meyer


Totenlied für Klabund

 

An Deine Bahre treten,

Klabund, in langer Reih,

Die Narren und Propheten,

Die Tiere und Poeten,

Und ich bin auch dabei.

 

Es kommen die Hamburger Mädchen

Samt Neger und Matros,

Wo werden sie jetzt ihre Pfundstück

Und all die Sorgen los?

 

Es kommen die englischen Fräuleins,

Wie Morcheln, ohne Kinn,

Wo sollen denn die Armen jetzt

Mit ihrer Unschuld hin?

 

Es kommt am Humpelstocke

Der Leierkastenmann

Und fängt aus tiefster Orgelbrust

Wie ein Hund zu heulen an.

 

Es kommt der Wilhelm Fränger,

Die Laute in der Hand,

Aus seinen Zirkusaugen rinnt

Statt Tränen blutiger Sand.

 

Es kommen alle Vögel

Und zwitschern ohne Ruh,

Sie decken Dich wie junge Brut

Mit flaumigen Federn zu.

 

Es kommt ein Handwerksbursche

mit rotem Augenlid,

Der kritzelt auf ein Telegramm-Formular

Dein schönstes Liebeslied.

 

Es kommt auf Beinen wie ein Reh

Ein dünner grauer Mann,

Der stellt die Himmelsleiter

Zu Deinen Füßen an.

 

Carl Zuckmayer


Nachruf

Meinem lieben Freunde H. C. Bodmer

an seinem Todestage, dem 28.Mai 1956

 

O Freund, daß du so früh gegangen bist!

Kahl dorrt um mich der Raum, der Wald einst war.

Vergessener alter Baum, steh ich allein.

 

Dich kannten wenige, und keiner ganz.

Verborgen unter flotter Maske

Des Reiters, Zechers, Offiziers, Mäzens

Lebte dein Strahlendes, dein heimliches Königtum.

 

Und daß du hinter straffer Herrenmiene

Hingabe hegtest, Demut, Liebeskraft

Fürs Große, Heilige, war Freunden nur

Des innern Kreises kund, ein Wissen,

Das wir als kostbares Geheimnis bargen.

 

Leb wohl, du Stürmischer, Unbändiger!

Dein Bild bewahr ich treu, das ritterliche.

Und lang am kahlgeschlagenen Hang

Betracht ich die verödete Stelle,

Ob der sich deine Krone einst gewiegt.

 

Hermann Hesse


Tristesse

 

J'ai perdu ma force et ma vie,

et mes amis et ma gaîté;

J‘ai perdu jusqu'à la fierté

Qui faisait croire à mon génie.

 

Quand j'ai connu la Vérité,

J'ai cru que c'était une amie;

Quand je l'ai comprise et sentie,

J'en étais déjà dégoûté.

 

Et pourtant elle est éternelle,

Et ceux qui se sont passés d'elle

Ici-bas ont tout ignoré.

 

Dieu parle, il faut qu'on lui réponde.

Le seul bien qui me reste au monde

Est d'avoir quelquefois pleuré.

 

Alfred de Musset

Trauer

Mein Leben, meine Kraft ist hin;

Mein Glück, die Freunde, mir erkoren,

Sogar den Stolz hab' ich verloren,

Der Welt zu zeigen, was ich bin.

 

Wie einer treuen Führerin

Hatt' ich der Wahrheit zugeschworen;

Seitdem sie Kinder mir geboren,

Ließ ich auch sie, gesättigt, ziehn.

 

Doch Keiner, der sie je besessen,

Die ewig jung, wird sie vergessen,

Da er durch sie gereift zum Mann.

 

Mir selber ist von ihrem Lieben

Mein höchstes Lebensgut geblieben:

Daß ich zuweilen weinen kann.

 

Nachdichtung: E. Geibel/H. Leutpold


Hektor und Achill (I)

Auch Alexander starb. Es starb der weise

Und zungenschnelle Sokrates. Der Held

Achill. Held Hektor auch. O grause Welt!

Die Kinder sterben und die grauen Greise.

 

Dem wird ein Scheiterhaufen aufgestellt,

Den schickt das Gift auf seine letzte Reise,

Und den das Schwert. Und keiner hats gewählt.

Verschieden ist der Weg, die Art und Weise,

 

Und gleich das Ziel. Dann schließen sich die Türen,

Die in das unbekannte Drüben führen,

Für immer zu. Und nie ward es vernommen,

 

Daß jemals einer wär zurückgekommen,

Um uns bestaubt und atemlos zu sagen,

Ob jetzt Achill und Hektor sich vertragen.

 

Georg Britting


Gruß

Wo Ist der Schmerzenslaut, durchbohrt vom Nagel,

Wo ist Prometheus, der den Felsen stützte, trug?

Und wo der Geier, seine Krallen, die da jagen,

Sein gelbes Auge und sein finstrer Flug?

 

Tragödien - nie mehr, sie sind verstummt, uns fern,

Doch diese Lippen dringen vor auf ihrem Weg:

Zum Lastenträger Aischylos, bis in den Kern,

Und hin zu Sophokles, der Bäume schlägt.

 

Er ist der Hall, und Gruß, Signal, nein dies: der Pflug.

Aus Luft und Stein: Theaterrund der Zeiten

Stand auf - denn alle wollen sie sich sehen nun:

Geborene, die Abgrundnahen und - die ohne Tod hier

weiterschreiten.

 

Ossip Mandelstam Übertragung: Ralph Dutli


Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel

Von bessern künftigen Tagen,

Nach einem glücklichen goldenen Ziel

Sieht man sie rennen und jagen;

Die Welt wird alt und wird wieder jung,

Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

 

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,

Sie umflattert den fröhlichen Knaben,

Den Jüngling locket ihr Zauberschein,

Sie wird mit dem Greis nicht begraben.

Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,

Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.

 

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,

Erzeugt im Gehirne des Toren,

Im Herzen kündigt es laut sich an.

Zu was Besserm sind wir geboren!

Und was die innere Stimme spricht,

Das täuscht die hoffende Seele nicht.

 

Friedrich v.Schiller


Die ewige Sehnsucht

gilt dir in Chang’ an.

 

Wenn im Herbste die Grillen

auf goldenem Brunnengeländer klagen,

der erste Reif frösteln macht

nachts auf der kalten Matte,

 

die einsame Lampe trübe flackert,

das Verlangen ins Unerträgliche wächst,

öffne den Vorhang ich, schau auf den Mond -

ein tiefer, vergeblicher Seufzer!

 

Die schön ist wie eine Blume,

weiß ich am anderen Ende der Wolken.

Oben des Himmels unendliches Blau,

unten des Wassers durchsichtige Wellen.

Ausladend der Himmel, weitläufig die Erde,

wie schwer wird der Seele ihr Flug!

Die Träume selbst tragen nicht

über die Berge und Pässe!

 

Die ewige Sehnsucht

bricht mir das Herz.

 

Li Bo


SONNET  LXXII

O, lest the world should task you to recite

What merit lived in me, that you should love

After my death, dear love, forget me quite,

For you in me can nothing worthy prove;

Unless you would devise some virtuous lie,

To do more for me than mine own desert,

And hang more praise upon deceased I

Than niggard truth would willingly impart:

O, lest your true love may seem false in this

That you for love speak weIl of me untrue,

My name be buried where my body is,

And live no more to shame nor me nor you.

For I am shamed by that which I bring forth,

And so should you, to love things nothing worth.

 

William Shakespeare

LXXII. Sonett

 

O, daß die Welt dir nicht mit Fragen droht,

Welch ein Verdienst du in mir lieben können,

Vergiß mich, Lieber, ganz nach meinem Tod;

Denn nichts Vollkommnes kannst du an mir nennen:

Es wäre denn, daß fromme Lügen du

Erfändest, mehr als mein Verdienst ertrüge;

Mit Kränzen schmücktest meine Totentruh,

Die karge Wahrheit gern herunterschlüge.

O, daß nicht falsch dein wahres Lieben nun,

Wenn du nun Liebe lögest, wird erfunden,

Laß bei dem Leibe meinen Namen ruhn !

Uns beiden zum Gewinn sei er verschwunden.

Denn meine Früchte, sie beschämen mich;

Und so wär Tand zu lieben, Schmach für dich.


Lobgesang nach: Befiehl du deine Wege

(1920)

I

Befiehl du deine Wege

Dem alles Helfen frommt

Der allertreuesten Pflege

Des, der wohl morgen kommt

Wer Wolken, Luft und Winden

Genug hat zugesehen

Der wird es leicht verwinden

Wenn sie ihm untergehen.

 

2

Es kann dir nichts geschehen

Solang du bei dir bleibst

Im Guten und im Wehen

Dich niemals selbst entleibst

Und liegst du gleich im Dunkeln

So bleib bei dir die Nacht

Und red von Sternenfunkeln

Zu dir mit aller Macht.

 

3

Es kann dir nichts geschehen

Solang du nicht entfliehst

Im Guten wie im Wehen

Den gleichen Himmel siehst

Und Wolken, Luft und Winden

Hast du ja nichts getan

Es wird sich niemand finden

Der dich verstoßen kann.

 

Bertold Brecht


Breite und Tiefe

 

Es glänzen viele in der Welt,

Sie wissen von allem zu sagen,

Und wo was reizet und wo was gefällt,

Man kann es bei ihnen erfragen;

Man dächte, hört man sie reden laut,

Sie hätten wirklich erobert die Braut.

 

Doch gehn sie aus der Welt ganz still,

Ihr Leben war verloren;

Wer etwas Treffliches leisten will,

Hätt gern was Großes geboren,

Der sammle still und unerschlafft

Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.

 

Der Stamm erhebt sich in die Luft

Mit üppig prangenden Zweigen,

Die Blätter glänzen und hauchen Duft,

Doch können sie Früchte nicht zeugen;

Der Kern allein im schmalen Raum

Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.

 

Friedrich v. Schiller

 


Am Ende

 

Ich habe meine Zeit in heißer Angst verbracht:

Dies lebenslose Leben

Fällt, als ein Traum entweicht,

Wenn sich die Nacht begeben

Und nun der Mond erbleicht;

Doch mich hat dieser Traum nur schreckenvoll gemacht.

 

Was nutzt der hohe Stand? Der Tod sieht den nicht an.

Was nutzt mein Tun und Schreiben,

Das die geschwinde Zeit

Wird wie den Rauch zertreiben?

O Mensch, o Eitelkeit,

Was bist du als ein Strom, den niemand halten kann?

 

Jedoch was klag ich dir? Dir ist mein Leid erkannt.

Was will ich dir entdecken,

Was du viel besser weißt:

Die Schmerzen, die mich schrecken,

Die Wehmut, die mich beißt,

Und daß ich meinem Ziel mit Winseln zugerannt?

 

Andreas Gryphius


Wir pflügen und wir streuen

 

Wir pflügen und wir streuen

Den Samen auf das Land,

Doch Wachstum und Gedeihen

Steht in des Himmels Hand:

Der tut mit leisem Wehen

Sich mild und heimlich auf

Und träuft, wenn heim wir gehen,

Wuchs und Gedeihen drauf.

Alle gute Gabe

Kommt her von Gott, dem Herrn,

Drum dankt ihm, dankt

Und hofft auf ihn.

 

Er sendet Tau und Regen

Und Sonn- und Mondenschein

Und wickelt seinen Segen

Gar zart und künstlich ein

Und bringt ihn dann behende

In unser Feld und Brot:

Es geht durch unsre Hände,

Kommt aber her von Gott.

Alle gute Gabe

Kommt her von Gott dem Herrn,

Drum dankt ihm, dankt

Und hofft auf ihn.

 

Was nah ist und was ferne,

Von Gott kommt alles her,

Der Strohhalm und die Sterne,

Das Sandkorn und das Meer.

Von ihm sind Büsch und Blätter

Und Korn und Obst, von ihm

Das schöne Frühlingswetter

Und Schnee und Ungestüm.

Alle gute Gabe

Kommt her von Gott dein Herrn,

Drum dankt ihm, dankt

Und hofft auf ihn.

 

Er läßt die Sonn aufgehen,

Er stellt des Mondes Lauf;

Er läßt die Winde wehen

Und tut die Wolken auf.

Er schenkt uns so viel Freude,

Er macht uns frisch und rot;

Er gibt dem Viehe Weide

Und seinen Menschen Brot.

Alle gute Gabe

Kommt her von Gott dem Herrn,

Drum dankt ihm, dankt

Und hofft auf ihn.

Matthias Claudius


Anche gli alberi un tempo erano croci

 

Anche gli alberi un tempo erano croci

Appesi ai rami dombra agonizzavano

i miei fratelli, il sole dentro gli occhi.

 

Perduta era dell'anima l'effigie

umana, sconosciuta ogni parola

d'amore era tra i simili, scomparso

tutto dell'uomo il seme e la misura.

 

Tutto passò in dilirio: la memoria,

torbido lago ove affluisce il cuore,

sarà specchio d'immagini e di nomi.

 

Torno a scoprire i morti ad uno ad uno,

incustodite ceneri, a ridire

il nome dei compagni come in una

segreta antologia.

 

 EIio Filippo Accrocca

Auch die Bäume waren einmal Kreuze

 

Auch die Bäume waren einmal Kreuze. An den Schattenzweigen

hängend, waren meine Brüder am Sterben, die Sonne in den Augen.

 

Verloren war der Seele menschliches Ebenbild, unbekannt war

jedes Liebeswort zwischen den Nächsten, verschwunden ganz des

Menschen Same und Maß.

 

Alles ging vorüber im Wahn: das Gedächtnis, ein trüber See, wo

das Herz hinströmt, wird Spiegel von Bildern und Namen sein.

 

Ich kehre zurück und entdecke die Toten einen um den andern,

unbewachte Asche, und sage die Namen der Genossen auf wie eine

geheime Anthologie.

Übertragung: Franco de Faveri/Regine Wganknecht


L'épitaphe

 

J'ai vécu dans ces temps et depuis mille années

Je suis mort. Je vivais, non déchu mais traqué.

Toute noblesse humaine étant emprisonnée

J'étais libre parmi les esclaves masqués.

 

J'ai vécu dans ces temps et pourtant j'étais libre.

Je regardais le fleuve et la terre et le ciel

Tourner autour de moi, garder leur équilibre

Et les saisons fournir leurs oiseaux et leur miel.

 

Vous qui vivez qu'avez-vous fait de ces fortunes?

Regrettez-vous les temps où je me débattais?

Avez-vous cultivé pour des moissons communes?

Avez-vous enrichi la ville où j'habitais?

 

Vivants, ne craignez rien de moi, car je suis mort.

Rien ne survit de mon esprit ni de mon corps.

 

Robert Desnos

Epitaph

 

Ich bin der Tote, der durch jene Zeiten schritt.

Vor tausend Jahren. Aufrecht und gejagt.

Das Menschliche, von Mauern war‘s umragt.

Vermummte Sklaven rings - ich lebte mit.

 

In jenen Zeiten lebt ich - lebt ich frei.

Mein Auge sah die Erde, es sah zum Himmel auf,

ich sah, wie alles kreiste, ich sah den Wasserlauf.

Die Blüte gab den Honig, der Vogel zog vorbei.

 

Mit alledem, ihr Menschen, was fingt ihr damit an?

Die Zeit, in der ich's schwer hatt', tragt ihr sie noch im Sinn?

Sät ihr die Saat gemeinsam und erntet jedermann?

Ist sie durch euch jetzt schöner, die Stadt, aus der ich bin?

 

Ihr Lebenden, ich leb nicht, ihr braucht nicht bang zu sein.

Mein Leib, er lebt nicht weiter, mein Geist nicht, nichts, was mein.

Robert Desnos - Übertragung: Paul Celan


Ein Traum ist unser Leben

 

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben

Auf Erden hier.

Wie Schatten auf den Wolken schweben

Und schwinden wir.

Und messen unsre trägen Tritte

Nach Raum und Zeit;

Und sind (und wissen's nicht) in Mitte

Der Ewigkeit...

 

 

Johann Gottfried Herder


Gib mir   

Gib mir

Den Blick

Auf das Bild

Unser Zeit

 

Gib mir

Worte

Es nachzubliden

 

Worte

Stark

Wie der Atem

Der Erde

Rose Ausländer


Du merkst nicht

 

Du spürst nicht

Dass der Schnee der Jahre

In dein Haar fällt

Und merkst nicht

Wie die Sonne

Deinen Weg verbrennt

 

Im Licht

Schwimmst du hinaus ins Meer

Verstehst dich mit Delphinen

Und merkst nicht

Dass das Wasser finster wird

 

Kommst zurück zur Erde

Die du liebst

Und merkst nicht dass sie

Weggewandert ist

Und du an ihrem Rand stehst

 

Du steigst hinauf

Zum schneebestirnten Gipfel

Bewunderst das Panorama

Unten das grüne Tal

Und merkst nicht

Dass ein Grab geschaufelt wird

Rose Ausländer


Ein Märchen

 

Ein Mensch wandert

Von Land zu Land

Van Stadt zu Stadt

 

Er sucht einen Ort

Ohne Streit ohne Hass

 

Ruhelos

Wandert er

Durch die Welt

Und sucht

Ein Märchen 

Rose Ausländer


IK ZOU WILLEN  

Ik zou willen dat mijn boek was,

zoals de hemel bij nacht,

alle waarheid presenterend, zonder geschiedenis.

 

Dat, net als deze, het zich helemaal zou geven

op elk moment, met al zijn sterren, zonder

dat kindheid, jeugd en ouderdom

konden verminderen of vermeerderen

de betovering van zijn onmetelijke schoonheid.

 

Beving, glans, muziek,

tegenwoordig en alomvattend!

Beving, glans, muziek op het voorhoofd

- hemel van het hart - van het pure boek!

 

Juan Ramón Jiménez


Metamorphoses

A word is elegy to what it signifies. --Robert Haas, 1979

 

The first snowfall caps my world

stillness

seeps through the earth and holds fast.

 

under pools of artificial sunlight

curtains of snow turn incandescent crystal

wind chimes with dandelion wings.

 

Why is't these clouds emit such an eerie glow

as to hurry true night back to surreal day?

of this I am sure I do not wish to know.

 

Even waves seek permanence in mid-reach

how could I not be certain

Atlantis rises behind these fog-veiled lights?

 

My breath interrupts stillness pausing

but snow replenishes my footprints

as the lonely reconcile.

Karyn Lu


Gedicht von Eva Zeller

NACH ERSTER KORINTHER DREIZEHN

I

Wenn ich

das Schweigen brechen könnte

und mit Menschen-

und Engelzungen reden

und hätte der Liebe nicht

so würde ich

leeres Stroh dreschen

und viel Lärm machen

um nichts  

II  

Und wenn ich wüsste

was auf uns zukommt

und könnte alle Situationen

im Simulator durchspielen

und den Winkel errechnen

unter dem ich umkehren könnte

 

und liesse mich nicht einfangen

vom Schwerefeld der Liebe

so schösse ich

ubers Ziel hinaus

und alle Reserven

nützten mir nichts  

III  

Und wenn ich

bei dem Versuch zu überleben

mein Damaskus hätte

und fande mich selbst

über alle Zweifel erhaben

auf dem Pulverfass sitzend

wie in Abrahams Schoss

und hätte die Liebe nicht

als eiserne Ration

hinübergerettet

so fiele ich

auf meinen bergeversetzenden

Glauben herein  

IV  

Und wenn ich

alle meine Habe den Armen gäbe

dass meine linke Hand nicht wüsste

was die rechte tut

und ich ginge nicht

zur Tagesordnung uber

sondern wäre der Spielverderber

und die lebende Fackel

 

und erklärte mich nicht

solidarisch mit der Liebe

so hätte ich

im Ernstfall

Steine statt Brot

und Essigschwämme

für den Durst des Menschen  

V  

Die Liebe ist lächerlich

Sie reitet auf einem Esel

über ausgebreitete Kleider

Man soll sie hochleben lassen

mit Dornen krönen

und kurzen Prozess mit ihr machen

Sie sucht um Asyl nach

in den Mündungen unsrer Gewehre

Eine Klagesache von Weltruf

Immer noch

schwebt das Verfahren  

VI  

Sie stellt sich nicht ungebärdig

sondern quer zur Routine der Machthaber

Die Behauptung

sie liesse sich nicht erbittern

hat sie im Selbstversuch

eindrücklich bestätigt

Sie ballt nicht die Faust

Sie steigt nicht herab

Sie hilft sich nicht selbst

 

Sie dient als Kugelfang  

VII  

Sie freut sich nicht

über die Ungerechtigkeit

Sie ergreift Partei

für die Ausgebeuteten

Daher ist es lebensgefährlich

sich mit ihr einzulassen

Sie könnte namlich

Bewusstsein bilden

und den Lauf der Dinge

durchkreuzen

Also üben wir ihre Vermeidung

Tuchfühlung nur

mit ihrem ungenähten Rock

dem durch und durch gewirkten

um den wir würfeln

bis zum dreimal krähenden Morgen  

VIII  

Was ich auch zuwege bringe

Sie ist nicht produzierbar

die Liebe

In keiner Retorte zu züchten

und schon gar nicht

auszumendeln und

aus der Welt zu schaffen

Sie ist ein Skandal

Geboren

Bezeugt

In Beweisnot geraten

Verurteilt

Gestorben

Begraben

In Strahlung zerfallen  

IX  

Die Liebe hört nicht auf

mich zu verunsichern

Sie findet Fugen zum Eingreifen

wo ich keine vermute

Sie überredet mich

in der Muttersprache des Menschen

Sie Öffnet mir die Augen

und tritt als Sehnerv ein

An dieser Stelle

ist der blinde Fleck

Und ich sollte nicht

mit der Wimper zucken?  

X  

Wir sehen jetzt den Text

nicht fettgedruckt

sondern unleserlich

im Kontext beweglicher Leuchtschrift

der an- und ausgeht

Wir sind in unsrem Element

im Zustand der fressenden Larve

und können nur hoffen

bis in die Verpuppung zu kommen

in den durchsichtigen Kokon

in dem wir zu erkennen sind  

XI  

Nun aber bleibt

Glaube Liebe Hoffnung

Diese drei

Aber die Liebe

ist das schwächste

Glied in der Kette

Die Stelle

an welcher

der Teufelskreis

bricht


Whispers 

In the shadow of the Cross,

above the whispers of the sea,

we rebelled against our spoken vows.

 

Carefree, but the feed our passions like fallen angels.

Bitter-sweet taste of flesh anew.

 

The fountain of youth was naught but spoilt wine

which left a bitterness in our stomachs.

 

In a closet we whisper secrets, to a screened silhouette.

Listen intently to the recipe for absolution.

 

Sunlight filtered through stained glass stories,

colors our lugubriousness, warms our repentance.

As we, on bent knees, whisper litanies,

slip beads through fingers, add water.

 

At chapel doors we leave our peace

to whisper deceptions to one another

As we betrayed the ones before each other. 

Juan Pablo Jimenez


 R.S.V.P. 

Death is not an inclination.

Death is an expectation;

We've all been extended an invitation...

And I accept. 

Juan Jimenez 


 Morning's Monotony 

Morning came to wake me

But could not entice me to rise.

In a slumber of defeat lay thee,

Who was once creative and wise:

Ambition with success,

I could not combine;

like sands egress,

It all slipped through these fickle fingers of mine. 

Juan Jimenez


Idle While 

Of dear grace,

I dare not cerebrate to look her in the face.

For shame has overcome my on...

And masked it with disgrace.

O disgrace!

'Tis that shameful face:

That which idleness did trace.

And time,

She, too, has past me by! 

Juan Jimenez


ENIGE WOORDEN OVER DE ZIEL

Een ziel heb je nu en dan.

Niemand heeft haar ononderbroken

en voor altijd.

 

Dagen en dagen,

jaren en jaren

kunnen zonder haar voorbijgaan.

 

Soms verwijlt ze alleen in het vuur

en de vrees van de kinderjaren

wat langer bij ons.

Soms alleen in de verbazing

dat we oud zijn.

 

Zelden staat ze ons bij

tijdens slopende bezigheden

als meubels verplaatsen

en koffers tillen

of wegen afleggen in knellende schoenen.

 

Bij het invullen van formulieren

en het hakken van vlees

heeft ze doorgaans vrij.

 

Aan één op de duizend gesprekken

neemt ze deel,

maar zelfs dan doet ze niet echt mee,

want ze zwijgt liever.

 

Wanneer ons lichaam begint te lijden en lijden,

verlaat ze stilletjes haar post.

 

Ze is kieskeurig:

ziet ons liever niet in de massa,

onze strijd om hoe dan ook te winnen,

onze radde woordenvloed wekken haar afkeer.

 

Vreugde en verdriet

zijn voor haar geen verschillende gevoelens.

Alleen als deze zich verbinden,

is ze bij ons.

 

We kunnen op haar rekenen,

wanneer we nergens zeker van zijn,

maar alles willen weten.

 

Wat materiële zaken betreft,

houdt ze van klokken met een slinger

en van spiegels, die vlijtig hun werk doen,

zelfs als niemand kijkt.

 

Ze vertelt niet waar ze vandaan komt -

en wanneer ze weer van ons verdwijnt,

maar lijkt zulke vragen beslist te verwachten.

 

Het ziet ernaar uit,

dat net zoals wij haar

ook zij ons

ergens voor nodig heeft.

W. Szymborska 


Niets cadeau gekregen, alles te leen.

Ik zit tot over mijn oren in de schulden.

Ik zal met mezelf

voor mezelf moeten betalen,

mijn leven voor mijn leven geven.

 

Het is nu eenmaal zo ingericht

dat het hart terug moet

en de lever terug moet

en elke vinger afzonderlijk.

 

Te laat om het contract te verbreken.

De schulden zullen worden geïnd,

het vel over de oren gehaald.

 

Op de wereld loop ik rond

in een menigte van andere schuldenaren.

Sommigen zijn verplicht

hun vleugels af te betalen.

Anderen moeten of ze willen of niet

hun blaadjes afrekenen.

 

Aan de debetzijde

staat elk weefsel in ons.

Geen trilhaartje, geen steeltje

mogen we voorgoed behouden.

 

De lijst is uitputtend

en het ziet ernaar uit

dat we met lege handen zullen achterblijven.

 

Ik kan me niet herinneren

waar, wanneer en waarom

 

ik zo'n rekening

heb laten openen.

 

Het protest ertegen

noemen we de ziel.

En dat is het enige

wat niet op de lijst staat.

 

Wat moet je doen?

Je moet een aanvraag indienen

en bij die aanvraag een c.v. insluiten.

 

Ongeacht de lengte van het leven

moet het c.v. kort zijn.

 

Bondigheid en selectie zijn verplicht.

Vervang landschappen door adressen

en wankele herinneringen door muurvaste data.

 

Van alle liefdes volstaat de echtelijke,

en van de kinderen alleen die welke geboren zij

 

Wie jou kent is belangrijker dan wie jij kent.

Reizen alleen indien buitenslands.

Lidmaatschappen waarvan, maar niet waarom.

Onderscheidingen zonder waarvoor.

 

Schrijf zo alsof je nooit met jezelf hebt gepraat

en ver uit je eigen buurt bent gebleven.

 

Ga zwijgend voorbij aan honden, katten en vogels,

rommeltjes van vroeger, vrienden en dromen.

 

Liever de prijs dan de waarde,

de titel dan de inhoud.

Eerder de schoenmaat dan waarheen hij loopt,

hij voor wie jij doorgaat.

Daarbij een foto met één oor vrij.

Zijn vorm telt, niet wat het hoort.

Wat hoort het dan?

Het dreunen van de papiervernietigers. 

W. Szymborska


 

 

 

                 

 

      de Rijn - collage 30 x 40 cm

    voor meer en ander werk zie http://landscape.mystiek.net

canandanann - 20-02-2006 18:03:53